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So sagen Sie Mobbing am Arbeitsplatz den Kampf an
So sagen Sie Mobbing am Arbeitsplatz den Kampf an

Tatort: Arbeitsplatz. Ein meist unerkanntes Verbrechen. Täter und Opfer sind sich ihrer Rollen bewusst – doch niemand hilft. Warum? Weil Mobbing unterschiedlichste Facetten annehmen kann und nicht immer als solches zu erkennen ist.

 

Statista zufolge wurden bereits 15 Prozent der Deutschen in ihrem beruflichen Umfeld Opfer dieser Drangsalierung. Eines steht jedenfalls fest: Psychoterror am Arbeitsplatz ist bei weitem kein Kavaliersdelikt und wird streng geahndet – vorausgesetzt Sie wissen, was zu tun ist.

 

Doch was kann getan werden? Wann spricht man von Mobbing und welche Folgen kann diese seelische Gewalt für alle beteiligten Personen haben? In nachfolgendem Beitrag geben wir Ihnen einen umfassenden Einblick in die wohl traurigste Angelegenheit der Arbeitswelt. 

 



 

Was ist Mobbing am Arbeitsplatz?

Sticheleien, Auseinandersetzungen und Reibungen gehören zu einem zwischenmenschlichen Verhältnis dazu – das ist im privaten wie auch im beruflichen Rahmen so. Doch wie so oft befinden wir uns auf einem schmalen Grad zwischen freundschaftlichen Wortgefechten und schwerwiegenden Bosheiten.

 

Sie werden sich sicherlich fragen: „Wo genau liegt hier der Unterschied? Ab wann kann man nun von dieser Art des Psychoterrors sprechen?“ Tatsächlich bedarf es hier einer Begriffsdefinition. Der Arbeiterkammer zufolge spricht man nämlich dann von Mobbing, wenn das Verhalten eines Mitmenschen einzig und allein darauf abzielt, eine andere Person zu verletzen, auszugrenzen oder einzuschüchtern.

 

 

Vorsicht: Nicht jede Bosheit ist Mobbing

Dies muss jedoch systematisch über einen längeren Zeitraum hinweg geschehen und eine gewisse Stärke erreichen. Denn: Nicht jede böse Bemerkung ist automatisch gleich Mobbing! Ausschlaggebend ist hierbei die Intensität. Diese muss ein solches Niveau erreichen, sodass das Opfer keinerlei Ausweg mehr sieht.

 

 

Welche verschiedenen Arten gibt es?

Doch welche Reibereien fallen denn nun unter den Deckmantel der „Neckerei“, und welche verstehen sich tatsächlich bereits als waschechtes Mobbing?

 

Im Grunde genommen gibt es keine genaue Definition, was nun Mobbing ist oder nicht ist. Ob es sich in einem konkreten Fall seelische Gewalt handelt, muss von Fall zu Fall individuell untersucht werden.

 

Man kann jedoch einige mögliche Arten hervorheben:

  • Beleidigungen (die ausschließlich verletzten wollen)
  • Die andere Person (oder ihre Tätigkeit) ins Lächerliche ziehen
  • Das Verbreiten von Gerüchte
  • Systematische Beauftragung mit sinnlosen und unangenehmen Aufgaben
  • Absichtliche Zurückhaltung von Informationen

 

Tatsächlich ist übrigens das absichtliche Vorenthalten von Informationen die häufigste Art des Psychoterrors. Sie sehen: Mobbing kann unterschiedlichste Facetten annehmen und kann pauschal nicht beantwortet werden.

 

Doch nicht vergessen: Man spricht erst dann von Mobbing, wenn solche Bosheiten systematisch und über einen längeren Zeitraum erfolgen. Und: Der Gemobbte sieht ob des Ausmaßes keinen Ausweg mehr aus der Situation.

 

 

Welche Folgen kann Mobbing am Arbeitsplatz haben?

Wir verbringen richtig viel Zeit an unserem Arbeitsplatz: Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Arbeitskollegen werden zu Freunden, man teilt Lob und Leid. Doch Mobbing schwebt wie ein Damokles Schwert über der Harmonie des Arbeitsplatzes. Innerhalb weniger Wochen kann es den Traum einer perfekten Anstellung zerstören und die beteiligten Menschen nachhaltig verändern.

 

Dabei zieht es nicht nur Folgen für den Gemobbten nach sich – auch der Täter muss mit Konsequenzen rechnen. Nachfolgend geben wir Ihnen einen Einblick in die Folgen des Mobbings.

 

 

Psychische Folgen des Psychoterrors

Mobbing versteht sich als seelische Gewalt und kann den Gemobbten in ein riesiges mentales Loch werfen. Dieser emotionale Stress sorgt in weiterer Folge netdoktor.at zufolge für zahlreiche gesundheitliche Probleme:

 

  • Verunsicherung, Angst und sogar Selbstmordgedanken
  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen
  • Minderwertigkeitsgefühle – das eigene Selbstbild wird gestört, wodurch eine Flucht in eine Fantasiewelt begünstigt wird
  • Verstärktes Auftreten chronischer Schmerzen (Bauch- und Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit,…)
  • Appetitlosigkeit
  • Flashbacks

 

Diese Probleme können sich schlussendlich auch auf die Arbeit selbst auswirken und können Dr. Gumpert.de zufolge im schlimmsten Fall sogar zur Arbeitslosigkeit führen:

 

  • Es beginnt mit einer starken Demotivation…
  • …wodurch die Leistungsfähigkeit nachlässt.
  • Es werden vermehrt Fehler verursacht…
  • …wodurch dem Mobber meist zusätzliche Angriffsflächen geboten werden.
  • Dies mündet wiederum in längeren Krankenständen…
  • …und nach einiger Zeit in einer Kündigung (durch den Gemobbten).

 

 

Pflichten des Arbeitgebers

Der Arbeitgeber ist jedenfalls fürsorgepflichtig und hat Mag. Ulrike Kriener (von HRweb.at) zufolge dafür Sorge zu tragen, dass Arbeitnehmer sichere und würdige Arbeitsbedingungen gemäß dem Grundrecht der EU vorfinden.

 

Falls es dennoch zu solchen Auseinandersetzungen und Reibereien konnt, ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet Maßnahmen zu ergreifen, die solch ein Verhalten unterbinden. Dies kann beispielsweise durch die Hinzuziehung psychologischer Hilfe geschehen – falls jedoch keine Besserung eintritt, können auch rechtliche Mittel angewandt werden, wodurch der Verursacher des Psychoterrors gekündigt werden kann.

 

Je nach Ausmaßen des Mobbings kann es sogar strafrechtlich von Belang sein – dies ist beispielsweise bei körperlicher oder sexueller Gewalt der Fall. In diesem Falle käme das österreichische Anti-Stalking-Gesetz zum Einsatz.

 

Auch auf zivilrechtlichem Weg kann man hier einen Ausgleich der Gerechtigkeit einfordern und auf Schmerzensgeld klagen. In diesem Falle ist die Arbeiterkammer die erste Anlaufstelle, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

 

 

Was kann ich im Mobbing Fall tun?

Wir wissen nun, ab wann man von Mobbing spricht und welche Auswirkungen diese Art des Psychoterrors auf Ihr seelisches Wohl haben kann. Doch was können Sie nun im Falle des Falles tun? Wie können Sie sich wehren?

 

Ich wurde gemobbt - was kann ich tun?

Hierfür bieten sich zahlreiche Möglichkeiten an.

 

Punkt 1: Mobbing-Tagebuch

Zunächst sollten Sie auf jeden Fall ein Mobbing-Tagebuch führen. Dies dient unter anderem der Beweissicherung sowie als Grundlage für eine psychologische Aufarbeitung. Wir bieten Ihnen gerne ein gratis Mobbing-Tagebuch an, in welchem sie etwaige Geschehnisse ganz genau dokumentieren können.

 

 

 

Punkt 2: Aktiv gegen Gerüchte vorgehen

Wie wir bereits beschrieben haben, ist die Verbreitung falscher Gerüchte eine beliebte Mobbing-Taktik. Hier empfiehlt sich jedenfalls ein direktes Vier-Augen-Gespräch mit dem Urheber der Falschinformationen. Treten Sie hier selbstbewusst auf und machen Sie ihrem „Gegner“ klar: Sie wissen, wie Sie sich wehren können.

 

Dadurch können Sie nicht nur potenzielles Mobbing im Keim ersticken, sondern müssen sich auch keine Sorgen mehr darüber machen, dass hinter Ihrem Rücken über Sie geredet wird.

 

 

Punkt 3: Nehmen Sie nicht an Klatsch und Tratsch teil

Es mag wie ein schneller Weg zu mehr Popularität aussehen - doch das ist es nicht. Beteiligen Sie sich nicht an der Verbreitung potenzieller Gerüchte, denn dadurch werden Sie schneller zum potenziellen Mobber, als Ihnen möglicherweise bewusst ist. Behalten Sie sich Ihre weiße Weste, dann müssen Sie sich auch nie darüber Gedanken machen, ob nicht das Karma zurückschlägt.

 

 

Punkt 4: Reden Sie offen mit Ihrer Führungskraft

Wie wir bereits erklärt haben, hat der Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht in Sachen Psychoterror. Falls Sie das Gefühl haben, dass sich hier etwas anbahnen könnte – suchen Sie direkt das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten und bringen Sie möglicherweise bereits das Mobbing-Tagebuch mit.

 

Führungskräfte sollten hier äußerst sensibel auf die Problematik reagieren und können so auch eine aufkommende Mobbing-Situation entschärfen.

 

 

Wie kann ich einem Mobbing-Opfer helfen?

Sie erinnern sich: 15 Prozent aller ArbeitnehmerInnen wurden schon einmal Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz. Stellen Sie sich nun vor, sie würden eine Konfliktsituation hautnah miterleben. Wie würden Sie reagieren?

 

 

Zwei KollegInnen streiten – es ist nicht deutlich ersichtlich, ob es sich hierbei um Mobbing handelt

 

Wenn sie wirklich helfen wollen, dann sollten Sie auf gar keinen Fall Partei ergreifen – davon rät auch die Arbeiterkammer ab. Versuchen Sie viel eher durch aktives Zuhören und urteilsfreies Nachfragen die Situation zu klären. Geben Sie erst dann Rat, wenn sie wirklich darum gebeten worden sind – jedoch sollte dieser Rat ebenfalls möglichst wertefrei sein.

 

 

Es handelt sich offensichtlich um mögliches Mobbing oder sogar um körperliche oder sexuelle Gewalt

 

In solch einem Fall ist aktives Eingreifen gefragt – gehen Sie dazwischen und reagieren sie. Sprechen Sie den Angreifer deutlich an und ziehen Sie auch noch wenn möglich weitere ZuschauerInnen in diese Situation hinein. („Hast du das gesehen? Was sagst du dazu?“)

 

Dadurch zeigen Sie Flagge für das potenzielle Opfer und nehmen dem Angreifer Wind aus den Segeln. Stehen Sie danach mit Rat und Tat zur Seite und verweisen gegebenenfalls auf eine psychologische Hilfe.

 

 

 

Sonderfall: Der Chef als Mobber – was tun?

Rund 40 Prozent aller Mobbingvorfälle geschehen durch den Vorgesetzten – so die Psychologin Christa Schirl im Karriere.at-Blog. Dabei handelt es sich hier um eine ganz besonders schwierige Situation des „Bossings“, da Vorgesetzte ja eigentlich eine Fürsorgepflicht haben.

 

 

Der Arbeitspsychologe Heinz Leymann hat hier unterschiedlichste Mobbing-Handlungen durch Vorgesetzte formuliert:

 

  • Der Vorgesetzte schränkt die Möglichkeit ein, sich zu äußern
  • Man wird regelmäßig unterbrochen
  • Der Vorgesetzte schreit permanent
  • Es wird laufend Kritik an der Arbeit oder am Privatleben geübt
  • Es kommt zu Telefonterror-Handlungen
  • Es werden mündliche oder schriftliche Drohungen geäußert
  • Es werden jegliche Kontaktversuche durch abwertende Blicke oder Gesten im Keim erstickt
  • Es wird mit demjenigen schlicht nicht mehr gesprochen
  • Es wird den anderen KollegInnen verboten, denjenigen nicht mehr anzusprechen
  • Man wird wie Luft behandelt

 

 

Nicht vergessen: Auch hier muss sich ein solches Verhalten systematisch und über einen längeren Zeitraum hinweg vollziehen. Nutzen Sie am besten unser gratis Mobbing-Tagebuch, so können Sie dies auch in diesem Umfang dokumentieren.

 

 

 

Fazit

Mobbing ist Psychoterror. Sie verlieren nicht nur jegliche Lust am Arbeiten, sondern können dadurch auch potenziell in eine seelische Krise sowie sogar in die Arbeitslosigkeit schlittern. Seien Sie sich daher aller Eventualität bewusst und reagieren Sie frühzeitig – dadurch kann potenzieller Schaden abgewandt werden.

 

Auch wenn Sie als Außenstehender eine solche Situation beobachten – sehen Sie nicht nur zu, ergreifen Sie im Falle des Falles Partei.

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